About
Florian Fischer’s Text Toxizide ist Teil eines größeren, im Entstehen begriffenen dramatischen Texts, Monte Mortale, den der Autor und Regisseur derzeit für eine Inszenierung am Schauspielhaus Hamburg vorbereitet (Premiere 16. Oktober 2021). In einer stetig changierenden Bewegung spricht mal das Gift, mal eine Erzählstimme, die vom Gift durchdrungen ist, im wörtlichen und metaphorischen Sinn. Der Text unternimmt, die toxische Moderne nicht nur als eine chemische Situation mit tödlichen Nebenwirkungen zu verstehen, sondern auf die Toxizität des rassialisierten Kapitalismus und seiner Geschichte zu beziehen. Es geht dabei auch um die zersetzenden Subjektivierungen, um die Sprache selbst, um die Indifferenz des Gifts den Körpern gegenüber, in denen es zur Wirkung kommt und dem diese dennoch in hohem Maße ungleich ausgesetzt sind.
Ein regelmäßiger Austausch zwischen dem Autor, der Herausgeberin und der visuellen Künstlerin Sybil Coovi Handemagnon begleitete den Schreibprozess. Gesprächspartner*innen und die daraus folgenden Verstrickungen sind für Florian Fischer das eigentliche Fundament seiner Arbeitsweise. In seinem (eigentlich müsste hier eine Pluralform stehen) theoretisch hoch angereicherten Text integriert er nicht nur zahlreiche Referenzen, sondern geht auch direkt auf die photographische Collage der Künstlerin ein.
Während sich Fischer als weißer Autor in Europa den Toxiziden nähert, also einen Neologismus schafft, in dem er das in Körpern wirkende Gift und seine mörderischen Wirkweisen ineinander zieht, wobei die Frage der Intentionalität oder der billigenden Hinnahme immer wieder bewusst offen gelassen wird, trifft sein Text auf Coovi Handemagnon’s Versuch, als Schwarze Künstlerin in Frankreich die Toxizität der kolonialen Archive durchqueren zu müssen, um sich von dort aus zu befähigen, Bildern zuzuhören (Tina Campt, Listening to Images, 2017), also nicht-lineare Genealogien zu schaffen, die sich der historischen Gewalt widersetzen, um daraus eine mögliche neue Stimme zu gewinnen. Sie nimmt die Wandmalereien im pyramidenförmigen Saal des Palais des colonies in Paris von 1931, die voller Stolz die « zivilisatorische Mission » Frankreichs feiern, kritisch in den Blick; sie fertigt einen Gipsabguss ihrer eigenen Hand an, die sie in die Collage integriert, und positioniert sich so zur Geschichte der Anthropometrie; sie greift auf das Familienarchiv zurück, und stellt sich dem Schmerz dieser Geschichte mittels eines Porträtfotos, einer Form, die selbst mehrdeutig und mit der offiziellen Identifikation durch den Staat und die Polizei verbunden ist (Allan Sekula, The Body and the Archive, 1986). Indem sie jedoch die Resonanz ihrer Gesichtszüge mit den Gesichtern der an diesen öffentlichen Orten dargestellten Figuren und ihrer nahen Bezugspersonen und vermissten Verwandten, vor allem ihrer Mutter, sucht, behauptet sie inmitten des Gemenges der Überlagerungen, künftige Perspektiven und kommende Möglichkeiten.
Wenngleich sie von ganz anderen Zugängen ausgehen, sind beide Arbeiten in Avery Gordon’s Sinn „spektrale Materien“, die in Subjekten als Affekte wirken: „Being haunted draws us affectively, sometimes against our will and always a bit magically, into the structure of feeling of a reality we come to experience, not as cold knowledge, but as a transformative recognition.“ (Avery Gordon, Ghostly Matters, p. 8).
Toxizide
Schichten und Lagen und Sediment
Das sich angestaut,
Das umgewälzt
Von den Raupen
Mit ihren eisernen Schaufeln und
kettenen Beinen
Und aus diesen Schichten von Kriegsschutt
Aufgeschüttet zu Bergen
Ragen die einzelnen Teile empor
Die sich nicht verbergen lassen
Ob es wohl die Aufgabe eines Berges
Die Sachen zu verheimlichen, zu verdecken
Sie tot zu
schweigen?
(Wenn man hier an die Schweiz denkt
Dann könnte man diese These der schweigenden Berge, in denen das Nazinummernkontogold ganz verschwiegen noch immer liegt,
Im Dunklen,
nur laut bejahen.
Bloß die Berge, sie schweigen still.)
Aber ein Echo
Kreieren sie auch.
So häuft es sich an, weil niemand spricht.
Außer mir, die diese Worte in den Mund gelegt
Die nicht die meinen sind aber doch als die meinen
Aus meinem Mund heraus gesprochen.
Weil etwas von mir Besitz ergriffen
Das eingesickert ist
in mich
Wie in den Berg
Und manchmal ragt nicht ein Fetzen Stoff
Eine Büste, ein bronzenes
Gesicht heraus aus mir
Sondern ein Wort, ein Satz, ein Gedanke
Der überlagert ist
Aus dem heraus ich sehe.
Während er mich anblickt
wenn ich in den Spiegel sehe.
A single story
Die da von außen gesehen wird.
And I need to be rescued
From the poisonous outside thought
That I only have a single story.
„Hair that can’t form a pony tail1.“
So I try to beschreiben who I am
Und woraus gemacht
Und ich beginne die einzelnen Fetzen
Zu collagieren, heraus
Zu ziehen aus dem verseuchten Berg
Übereinander zu legen bis
das Bild stimmt
Und mich niemand mehr erkennt
Weil die Komplexität angestiegen
Die Dichte des Gifts nun so tödlich.
Soviel zurück blickt
Zurück wirft
Aus diesem Bild
Dass blaue Augen es nicht mehr entziffern können wollen
Sie geben auf, streiken
Wandern zurück zum Passfoto
A mugshot that is produced
For the regulatory needs of the state
Or the classificatory imperatives of colonization.2
Entlang an der Reihe der Bilder wandern die Augen
Die Reihe die in die Tiefe geht
Look at me!
Who is gazing?
Es will gesehen werden.
Und zurück blickt only a ghost.
Sybil Coovi Handemagnon, Parce que Hier ne sera pas comme Demain [Weil Gestern nicht wie Morgen sein wird], 2021, digitale Collage.
And only an instant later.
I feel
Wie wenn die Luft mir abgeschnürt
Da ist sie: Die weiße Hand
Und nicht nur meine Augen
sondern mein Körper
bleiben an ihr hängen
Weil sie vermessen will.
Weil sie besitzen will durch die Wissenschaft
Die herabblickt nur
Und das Gift ihres Blickes
Träufelt es weiter ein
Nicht nur in die Projektion
Of their gaze3
But just as much
In die Quelle, in sich selbst hinein.
Und so vergiften sie sich
Und schütten die Berge der Erklärung darüber,
Die die schweigen vom
Eigentlichen
Und anstatt aufzureißen
die Berge und sich selbst zu sezieren
Häuft sie eigene Berge an
In Bildern
Mit Schichten und layers und Ebenen und Lagen und Krusten und Schalen und Belägen und Rinden und Überzügen and thicknesses.
Indem übereinander gelegt was zusammen gehört.
A refusal to engage with the colonial gaze,
the ethnographic stare
The missionary watch.
While all of these are there simultaneously already.
These mountains of images.
Layered upon each other.
Make audible both the frictions
Of the visual economies in which these images circulated and
Of those between the mission and its indigenous communities.
The portrait is neither wholly liberatory
Nor only a unilateral instrument of objectification.4
-Look at me!
-Who is gazing?
—Es will gesehen werden.
Portraits are always already both at once.
Weil der Versuch nur eins in ihnen zu sehen,
A single thing.
That has just a single story
Of Africa
Of „catastrophe“5.
Wo es keine Möglichkeit gibt
To be.
No possibility of feelings more complex than pity.
Und so müssen sie aufgeschüttete Bilder werden,
die wie ein Massiv
thronen vor einem.
Aufgeschüttet und zurückgelassen
dort in den Landschaften
Und den Menschen
Who are worlds.
But what goes out
Must come home.
Now the latest
Is a moment of return.
Die Geschichten des Giftes zu erzählen
Sind angetrieben wir
Sind wir besessen von
Weil sie arbeiten in uns
Weil sie uns besitzen
Weil sie die Zellen
aus denen wir gemacht,
auflösen
Während sie sich
Unaufhaltsam
verteilen, disseminate in us.
Telling and hearing of the stories
has to offer another way
And its not only about hearing the story
But about listening to it.
Ein Unterschied der in my native tongue in eine
Vorsilbe nur
Verbannt
Vom Hören zum zu-
hören.
Its a moment of return,
Because what goes out must come home.
Und zurück kommt es zu mir nach Deutschland
Als Scham.
Weil es troubling ist
Die Gewalt der eignen Geschichte to accept
Weil wie sehen
die versteckte Gewalt von damals bis jetzt?
Wo sie doch versteckt unter den Haufen und Bergen
Der Leugnung
Des abtrennenden Verschließens
Und dann muss die Intensität, die Dichte, die Stärke, das Ausmaß und die Geschwindigkeit
Der Scham und wie sie sich von Kontext zu Kontext
Von Ort zu Ort
Von Mensch zu Mensch
verändert.
A moment of caution
Holding ones breath for a time.
Before moving away the mountains of shame
A time to experience shame
And be humiliated by it
Finding a path of humility
Und was wenn dieser path heißt
Umzudrehen?
Und wohin sich drehen?
Weil die Berge verschwinden zu lassen
Auch distanziert von dem was die Scham uns bringt6
Den Moment, der den white savior laut lachen lässt
Deplatziert unangebracht
Nicht wissend, wen er rettet
Aber eigentlich sich selbst
Während er zentriert sich selbst
Und des Zuhörers nicht fähig ist
Weil so viel Affekt in seinem Körper gebannt, soviel Schichten in seiner Haut und seinem Fleisch
In seinen Gedanken die strukturiert durch Sprachen
Die Todesbefehle ausgesprochen
Die Todesbefehle formulieren erst möglich gemacht.
Und so lacht er und wird tierisch darin weil es nur ein Impuls ist
Der so groß…
Ein Reflex dem er sich nicht erwehren kann
Weil er doch gut
Und ein Mensch sein will
Und diese verdammte Scham endlich umdrehen
Und loswerden
To finally get rid of
And he is so loud in it
While he looks into the mirror
And the images that he obsessively collects
Because he needs them
Because they are everything he is and is so sure of
He is not.
And so loud does he laugh in contempt about these silencing images
That the images
Can’t be heard anymore.
That they seize to speak
Of themselves
And all the chances of
listening to the images
is lost
Again.
-Hallo.
-Ich kenn dich nicht.
-Weil ich aus dir bin.7
Rehearsing traumatic encounters
Ist das Freilegen von Schichten
Das behutsame
Freipinseln des Archäologen
um den Schmerz unbeschönigt freizulegen
Damit das Gift in seiner molekularen Struktur
Nicht abreagiert vollständig
into the soil
That we care about.
Look at me!
Who is gazing?
Es will gesehen werden.
Ich, das Gift,
muss hier erzählen
eine kleine Geschichte des Mordens
und auch hier ersetzt, verwischt,
verleugnet schon wieder
mein autocorrect das Morden und seine Gewalt
und will viel lieber
Über eine kleine Geschichte des Morgens sprechen.8
(Vermutlich mit sanftem Vogelzwitschern und voll von romantisch, roten Sonnenauf- und
-untergängen.)
Das ist es worüber hier betäubend
mein autocorrect will sprechen
Und nicht über die unangenehme Geschichte der Gewalt.
Die Taktiken der Verschleierung, pinkwashing und dergleichen mehr, die gibt es immer wieder. Zum Beispiel am Himmel der Romantik,
Da fing ich an mich verschleiern, zu kostümieren
in der Romantik, in der Deutschen ganz besonders fingen an
auf einmal alle Maler dieses Pink des Himmels zu entdeckten
und ein paar Jahre lang gab es scheinbar nur noch ein einziges Motiv
Only a single story
ganz besessen auf ihre weißen Leinwände zu zwängen.
Von nichts anderem konnten sie mehr malen.
-Pink pink pink, alles umgebendes Pink.
Ein jeder kennt sie diese pinken Himmel.
Also: Wieso nur diese Obsession?
„Schwul oder was?“
Oder: Was ist denn in die hineingekrochen,
hat Besitz ergriffen?
-Hihi ich wars.
Denn diese Sonnenuntergänge,
diese malerischen, gayen, bunten,
Waren ein ganz neues Phänomen gewesen.
Nicht immer schon am Horizont, in dieser Welt.
Wirklich erst in dieser Zeit, der Romantik, also um achtzehnhundert rum,
die zufällig eben auch die Zeit der Dampfmaschine, ihrer Expansion,
Und damit des massiven Kohlenheizens war,
Entstand
Mir, dem Pink am Himmel
Durch den Kohlenstaub- der
Zauberhaft schön-
Waren sie verfallen mir,
Dem Gift in der Luft
Und langsam, ungesehen fraß ich mich hinein,
In ihre Körper, Bilder, Malereien,
und unzählige Leinwände malten sie mit rosa Himmeln,
mir,
weil
ich
sie
geworden war,
weil das was sie da malten sie waren
Das Gift
in dieser Welt und nicht mehr wegzudenken.
Klar das kannst du dir vorstellen, dass das
Nen run ergab wenn der Himmel auf einmal nicht mehr nur blau und grau sondern auch rosa kann
Da sind die Romantiker auf einmal gar nicht mehr nur noch lame
Sondern irgendwie verständlich basic.
Dass sie so abgingen auf das eine Motiv.
Weil was da so rosa scheint in der Atmosphäre
Das ist nicht Gottes schwule, schöpferische Kraft von Schönheit
Nein, Kohlenstaubpartikel sinds, aus den Fabriken in die Luft gepumpt,
massiv,
die brechen das Licht zur working class Dämmerung.
Und was die Betrachtenden vorher nur als Kitsch haben abgetan
Und sie noch nicht mal müde lächeln lies,
Gibt nun ein breites Hüsteln ihnen ein jedes Mal
Wenn sie ein basic couple selfies machen sieht, vor jenen Himmeln.
Und ich glucks in mich hinein und denk nur
« cheers,
auf eure toxic normativity.
Enjoy the sunset und holt tief Luft
und mich hinein,
in euch, auf dass verbunden wir,
auf
immer.“
The air
She belongs to no-one and everyone.
She is yours.
Fight for her.
Defend her.
Hier schließ ich jetzt die Doppelklammer und komm zu dem Gedanken zurück, den meine Autokorrektur
hat versucht mich nicht mit ihr, hier, durch sie hindurch zu denken,
ganz stolz, dass ich den roten Faden,
den des Mordens nicht vergessen.))
Mich nicht schreiben lassen von der Brutalität der Guillotine, der Kalaschnikoff,
der Gaskammern,
die mordeten
mit vergifteter Luft,
die allesamt eine Vermischung der Ideen
von Instrument und Rationalität
in sich bergen,
Ein ganz eigner Monte Mortale,
Rational, weil der Tod ja auf so ‚gute’, schnelle, lautlose Weise zu den Menschen dann gebracht,
So will mein T9 mich abhalten
Meine Geschichte weiterzuerzählen,
Von Morden, von Gift
Von The publics passion for blood
Die gestillt wird auf ihre eigne Weise:
Hinrichtung for satisfaction.
Gerechtigkeit und Rache ganz in eins gepackt-
Ein alter christlicher Glaube.
Da muss doch zugesehen werden,
weil die Gerechtigkeit, die braucht ihre Zeugen,
Aber wie geht das mit dem Gift, wenn das was tötet nicht schnell, nicht effizient, nicht an nur einem Ort des Spektakels findet statt?
Da würg ich dann den deutschen Geist,
der Präzision doch liebt so sehr,
Indessen er atmet meine Toxizide
Langsam, stetig
Ein.
Nicht ungezielt will man sagen, weil es ganz klar aufgeteilt
Wer infiltriert mit was:
In those who must die and those who will live
Als eine Technologie to regulate the distribution of death
Was nun meine Aufgabe, nach der Guillotine,
die sauber zwar,
aber noch immer zu viel Schmutz im Morden hat bereitet.
Die Guillotine sie WILL töten
Ist dazu gemacht
Doch ich bin da
als ein byproduct
Und während ich mich ausbreite
In der Luft
Nehme ich den multiplen Tod
ganz einfach hin
„Wo gehobelt wird da fallen ….“
Tote.
Und ich weiß nicht
ob ich morde
Es ist eher so, dass es passiert
Und klar nicht überall im gleichen Maße
Aber bin es ich der tötet?
oder ists die
Stumme violence
Der sozialen Verhältnisse?
Weil mich, das wissen wir doch alle
Kann keiner steuern nicht.
Obwohl man beim Regieren denkt:
„Terror und Morden werden die Mittel zum Verwirklichen
Der schon bekannten Endzwecke der Geschichte.“
Und weil meine Muttersprache Deutsch ist, ich ganz hier sozialisiert,
Und also keine andre Sprache habe,
Läuft ein kalter Schauder mir ein jedesmal durchs Mark
Wenn ein Wort mit End- beginnt
Weil die Sprache, die von jenen erfunden,
die so Vielen ganz ihr Recht auf Leben abgesprochen,
mich zutiefst vergiftet hat.
Sie aber ich ist
und ich deswegen schon untrennbar, unentrinnbar mit ihrer Geschichte verwoben,
da kann ich fortziehen
da kann ich sagen es war nicht meine Schuld, ich bin doch viel zu jung,
Da kann ich sagen, ich bin doch kein Rassist,
so viel ich will.
Wenn man sich also nun die Geschichte des Terrors
also die Mitteleuropas
ein wenig genauer anschaut
und es schafft über die Lager hinauszublicken
dann landet man auf den Plantagen.9
Weil die Sklaverei,
Ja natürlich…
-Jetzt seh ich sie schon rollen,
Die Augen, die weißen,
nicht die Köpfe.
Weil man schon wieder über redet
Wofür man selbst doch gar nichts kann
„Keine Kolonien hatte man …
lang.
Und auch keine Sklaven hier in Deutschland“
Und deswegen nichts damit zu tun.
Aber glaubt ihr dass bevor die Zuckerrübe erfunden
Der Zucker, das weiße Gold -wie es auch genannt
Von woanders als den Plantagen kam?
Die voll waren mit versklavten Händen
Die man gefesselt über den Ozean geschifft
Von Hafen aus, die verladen wollten,
Jetzt denkst du sofort „Aber doch nicht von diesem hier“
Nicht von, aber zu!
Ganz ohne Zweifel kam an der Zucker auch hier
Auf dem Rückweg von Schiffen
die auf dem Hinweg behandelten die Menschen
Als Fracht,
Deren Schiffe die weiße Gischt hinterließen
Als Nachklang der Spuren von verendender Souveränität.
Die Menschen behandelt wie ein Ding, das verschiffen man kann,
Das quälen man kann
Aus dem herausschlagen man kann
was nötig
damit in unseren Häfen die Schiffe nur voll ankommen.
Weil beladen er will und muss,
Das ist des Hafens einziger Sinn
Und so,
sorry,
kannst du nicht Zucker haben wollen und sweet
In deinem hanseatischen Tee
und sagen schon wieder „Wir haben gewusst von nichts.
Passiert ist das alles, ganz anderswo.“
Also hin nun
auf die Plantagen wendet sich unser Blick,
Weil eine Historie des Mordens nicht zu erzählen ist
Ohne diesen von Europäer*innen geschaffnen Ort
der die Menschen die da zwangvoll arbeiten,
malochen,
schuften
Falls am Leben
aber nur in einem state of injury10 hält.
In einer phantomartigen Welt,
Die eine Welt des dazwischen ist
Eine poisonous Welt
Nach dem Verlust von „home“
Nach dem Verlust von all ihren Rechten
Nach dem Verlust von Souveränität und Subjektstatuts,
Sind sie nun gefangen, gerade so alive,
As an instrument of labor, as a property
Whose Arbeit is needed and used.
Weil ein versklavtes Leben
Wie ein Ding kann besessen werden
Von einer anderen Person
Is the existence of a slave appearing
as the perfect figure of a shadow.
Ein Schattenspiel im Dunkeln.11
Ein perfektes System das gerade an der Grenze hält zum Leben
Die ganz verwischt im Produktionssystem der Plantagen.
Hier in den Kolonien,
Da wurde ausgetestet wie grausam man konnte eigentlich sein
Hier ist es, dass wir die ersten Verschmelzungen
zwischen Massaker und Bürokratie
Der genauen logistischen Planung of
„who deserves to live and who to die »
bestaunen können,
In Ermanglung eines besseren Worts,
denn begreifen kann mans nicht.
Dort in den Kolonien,
Entfaltete sich
Nein! Halt. Stop.
Nicht es entfaltete sich selbst.
Ich Versuchs nochmal:
Dort in den Kolonien,
Entfesselt sich ein Potential von Gewalt
Nein! Halt. Stop.
Wieder nicht.
Nicht es entfesselt sich.
Es wird entfesselt, losgelassen, aufgepeitscht.
Ich such nach einer Formulierung, einem Wort, das nicht so tut
Als wäre diese Gewalt nicht dezidiert,
Damals wie heute
Nicht ganz genau aktiv eingesetzt
Die nicht so tut als wär sie einfach da und menschlich, ganz normal.
Und vielleicht gibts das Verb im Deutschen nicht,
Das beschreibt wie Gewalt
und ein System der Gedanken drum herum
entsteht
Angebunden an die eigenen Interessen
Vielleicht ist dies Wort im Deutschen
„ausgemerzt“12.
Um mit der Schuld nur umzugehen,
Sie umzuverteilen, weg von einem,
Weil man sonst die Grausamkeit,
Die eigene,
Die der Großväter sonst nicht ausgehalten.
Vielleicht gibts dieses Wort
Jenes das ich suche
Das ich brauche um weiter
Zu denken
Ranzukommen
An die eigne Scham
auch in Englisch,
Auch in Französisch nicht,
In Italienisch, das vom Lateinischen kommt, wohl ebenso wenig
Weil sie alle beteiligt dran,
alle vergiftet sind
Vielleicht muss man für dieses Wort ins Kreolische
Ins Afghanische, in eine Bantu-Sprache wechseln.
Die vergebliche Reinheit der kolonialen Sprache ganz verlassen
Weil wie soll auf Französisch, Deutsch, Englisch, Italienisch, Latein,
Darüber nachgedacht was diese Sprache selbst getan,
Wie soll sie selbst darüber denken
Dass den Vernichtungsbefehl sie geschrieben
Dass durch und mit und in ihr getötet,
Massen-
grauenhaft?
-The degradation of the status of life is a constant, ongoing one.
-And never should we forget that its vector has a direction.
Und so wird die Natur und der Mensch in ihr
Herabgesetzt, manchmal auch erhöht zum Reinen
Beide Male aber nur um aus ihr herauszuziehen
Extraction
Sie zu beherrschen.
Dabei kann ich nur lachen,
Weil ich doch ihre Herrin bin und war
Ich, die sie mich in ihren Toxinlaboren selbst erschaffen
Beherrsche sie nun von innen heraus.
Weil aber der Glauben an die Beherrschung gebraucht,
für die Versicherung der eigenen Souveränität,
Der Freiheit seines Seins,
Fiel einem in der Schlachtung,
im Massaker der Indigenen,
Gar nicht weiter auf,
Dass Murder one committed.
Weil die Natur ist da, um dem Menschen nur zu dienen,
Um aus ihr zu nehmen was gebraucht, für einen selbst
Ob es Erz, Öl oder die Fantasie
der unberührten Wildnis ist
Extracted,
aus ihr rausgebrochen
Für den eignen Nutzen:
Werte zu kreieren
Which are not only wealth but values of societies
Und all dies ist nur möglich in einem traditionsreichen Konstrukt
In which there is a reason why you can take
Without asking
anyone.
Das savage sein,
Wer es ist oder nicht
Der savage
Das hat mehr mit uns zu tun.
And so I,
The poison
Trickle down in you
And you with your values pass me on
Into the other body
Next to you.
Jede Stufe des Imperialismus fostered
Seine eigne Technologie
Bis heute ins Zeitalter des Giftes ist es so.
Das Gunboat kam zuerst und donnernd, terrorisierend warf es nieder.
Chinin das erstmals ermöglichte
für die bleichen Europäer
da zu leben
Wo die Malaria auch,
und so erst konnten Expansion und Unterwerfung
Of the Empire -if you know what I mean
(—„good evening your royal highness,
Much obliged
So happy to serve your endeavor
Oh absolutely are we entitled to rule over these territories… (waiting for an answer) hahahahahaha!“
(so gelacht wird hier wie damals einer dieser blutarmen Aristokraten))
Voranschreiten, durch das Schlucken, Trinken dieser Rinde
In Tonic water
unter Schwarzlicht scheint es bläulich glimmered, geruchlos vor sich hin,
fast giftig
konnten die ruchlos gezogenen Grenzen des Empires
Sich ausdehnen, vorangetrieben
Ohne das Chinin, den medizinischen Fund,
Wären sie von einer klitze-kleinen Mücke’
Stich dahin gedarbt
Wie so viele andere,
verzichtbar
Heute noch.
Sie konnten also nicht nur gesund sein dort
Wo andere erkrankt
Sondern das Monopol besitzen auf die Mittel
Auf das Heilen
Weil sie sich einverleibt
Weil sie zerstört alle anderen Strukturen
Des Kurieren.
Und so ist es dargestellt,
Dass die Medizin,
Die moderne Medizin,
Die eine Medizin der Reinheit ist
Gebracht von Schiffen
Im Dreieckshandel
Sybil Coovi Handemagnon, Car, il est des choses que l’on ne doit plus confondre [Denn es gibt Dinge die man nicht mehr verwechseln darf], 2021, digitale Collage.
Sondern auch Zugang zur Gesundheit gewähren oder ihn versagen.
Als ein Mittel zur Macht.
Und so ist das Chinin, eine Medizin, vielleicht
genauso wichtig wie
das Dampfschiff, die Telegraphen Kabel am Boden der Ozeane,
Oder gar die Eisenbahn
Als Technologie
genauso wichtig
Für die Ausbeutung der Kontinente,
Jener die nicht Europa sind.13
Jener Territorien die ergriffen, eingegrenzt und kontrolliert,
erschlossen werden.
(Heißt erschlossen hier
Ein Schloss gebaut14
Eins wie Walt Disney in seinem Logo vom Pocahontasfilm
Oder ab- bzw auf-geschlossen
Wie ein Zimmer
In das die Mama dir gesagt: Du sollst nicht gehen)
Jener Territorien
auf deren Boden gemalt
die neuen Regeln und Gesetze15
Für Raum und Gesellschaft gleichermaßen
Von Männern, die ankamen, da, ganz neu und wussten alles besser.
Aber nicht nur, sondern auch
Von Frauen, wenn auch in andren Rollen
Bis langsam es einsickerte in jede einzelne Zelle des Lebens.
Kolonialismus geht um Orte, spaces, Land.
Wird unterteilt und segregiert, der Raum
In Abschnitte, Bereiche, mittels Zäunen und Revieren
Grenzen, Lampen, Kameras, Baracken
Ganz klassisch so die Ballinstadt16. Wer auswandern wollte,
Wurde erstmal angesammelt, eingepfercht,
bis seine Gesundheit wohl geprüft
Und sein Körper zur Verschiffung freigegeben,
Auf dass er wert für einen neuen Raum.
Ein Netz von inneren Grenzen,
das mich als fleuchendes Gift, nicht aufhält.
Niemals nicht.
Aber die Körper hält,
sie trennt von anderen
Und damit aussetzt der Gewalt.
Heute braucht es die Baracke auf der Veddel nicht,
nur eine Schnellstraße ist genug oder besser ihrer drei
Um die Menschen abzutrennen von so vielen andren Leben,
Wo eine Spirale beginnt sich nach unten zu drehen
Sich hineinzubohren durch die Schichten alter, überkommener, und trotzdem noch aktiver Sichten auf die Welt.
Hier ist es auf der anderen Seite,
Der unüberquerbaren Straße,
Der S-Bahn Station nach den Brücken über das Wasser
Wo die Frage nach who is disposable and who is not gestellt
und gleich ne Antwort kriegt.
Wer auf der Veddel lebt,
Der ist ohnehin schon kränker als die Blankeneser.
Umso schlechter gewappnet für das Virus
Dem man zugleich aber schlechter aus dem Weg kann gehen:
Kein Homeoffice hier für die Jobs
Der Menschen auf der Veddel,
Abhängig vom öffentlichen Nahverkehr
Die Wohnungen eng und überbelegt
Da wird der Ruf nur laut, dass besonderen Schutz sie braucht
Die Insel in der Elbe, wie jeder andre arme Ort.
Armut ist, ganz einfach, ein Risiko für den ders ist.
Auch für schwere Verläufe
Als wär das nicht
schon genug
kommt jetzt obendrauf:
Jens Spahn
Ein ganz besonderer Widerling.
Nicht wegen seiner Millionenvilla
Die gekauft und eingerichtet inmitten einer Pandemie
In der so so so viele Menschen starben
Mit einem Kredit aus der Sparkasse in deren Vorstand er sitzt,
Nein nicht deswegen,
den Blick auf den Berliner Millionensee
Den gönn ich ihm,
weil wie sonst soll er sein abgrundtiefes
Schlechtes Gewissen denn beruhigen?
Außer mit dem Blick auf den See?
So ein Mensch, der kann doch gar nicht hier sein wollen
Bei dem was der selber tut und tat?
Also die Villa die braucht er, das ist klar.
Aber widerlich ist doch…
Aber vielleicht ists gar nicht widerlich sondern einfach nur seine Antwort auf die Frage:
Who is disposable and who is not.
Als er überlegte in seinem Ministerium der Gesundheit
Wohin mit den Masken für ne Milliarde die er gekauft
Die aber schad- und fehlerhaft?
„Upsi. Ja was nun? Ja wohin nur?“
Und da hat er ne Idee.
„An die Armen, die Behinderten, die ohne eine Hütte“
(ich wiederhole nochmal: Ich red nicht von der Villa,
Über die der Jens hat versucht zu verbieten dass gesprochen wird,
sondern von nem Obdach rede ich)
An die will er die kaputten Masken geben.
Who dies early and why,
And for whom is there no infrastructure
Die verspricht dass alles getan um am Leben zu erhalten ALLE?
Jens der sagt: Es gibt kein Versprechen.
-Wir leben in einer geteilten Welt…
-zwar nicht gleichmäßig geteilt
-aber doch.
Es gibt ein Vertrauen, dass die Welt organisiert
Nach Prinzipien to support everyone’s flourishing.17
-Aber woher Jens, Verdammt noch mal, du kleiner Ficker,
Woher soll dieses Vertrauen denn kommen?
Wenn du in deinem Ministerium
In einem der reichsten Scheißländer der Welt
Kaputte Masken gibst an Leute, Menschen,
Die deine Antwort sind auf: Who deserves to die a little more?
Und jetzt wird klar, dass diese Frage und die Techniken
nicht tote sind
Nicht auf den Plantagen begraben
Nicht nach den Weltkriegen vergessen
Nicht weit weg
Sondern hier.
Sondern bei dir.
Sondern pretty damn alive.
Gedacht in der Villa am See.
Und der Jens
Er ist Minister
Bleibt es
Wo bleibt er
The new sense
Of mortality and interdependency?
Checkt ihrs nicht, dass ohne ihn
Wir alle krepieren?
Nach der Eisenbahn kommt dann das Gift.
Das man von selber wirken lassen kann,
Nur zurücktreten und nicht schützen
Ist schon genug
Kein bekriegen,
Keine Polizei
Viel softer kann man sein
Weil es tut seine Arbeit ohne Zutun.
„Ohne Zutun“ ist die neue Art des Tötens.
Jeder Atemzug von schlechter Luft
Birgt ein wenig weniger Lebendigkeit,
Ein bisschen mehr des Todes
Das steckt im Gift.
Und so ist unser Berg strategisch,
Monte Mortale
Was dir zu Füßen liegt!
Es ist an dich gekettet
Weil wohin soll es gehen?
Die Menschen von der Veddel
Sie bleiben bei dir und arm,
weil Krankheit arm macht und Armut krank.
Monte Mortale
Wo soll das Gift aus dir nur hin?
Langsam wird es sickern in die Körper
Die es verteilen dann überall.
Monte Mortale
Sei gnädig mit uns.
Wir haben es ja nicht so gemeint.
Alles bleibt, nur die Pflege sie kommt nicht an.
Aber wie soll sie denn da hinkommen,
Die care?
Die Fürsorge (die als Wort und Konzept nur christlich gebraucht)
Die Pflege (die nur für Kranke gedacht)
Die Sorge (die nur an Kummer denkt)
Dass ein jeder sie braucht
Hat keinen Platz
In der faschistischen Sprache
Die sich nur um fitte Körper
Um gestählte Menschen
Dreht.
Es gibt kein Wort für care.
Auf stählernen Brücken könnte sie kommen
über die Schnellstraßen,
die Eisenbahngleise
In den herandonnernden Lastwägen
Die die Veddel abschneiden vom Rest der Mutterstadt
Könnten sie kommen.
Aber diese Wege, sie sind nicht gebaut für Menschen
Für den Krieg sind sie gedacht
Er schafft alles
Was vorher und lang nachher unmöglich bleibt.
1812 gibt es die erste Brücke
Von Napoleon aus Holz zwar gebaut,
aber sie verbindet die Insel im Fluss
Mit dem restlichen Leben,
Schafft Lebendigkeit, die der Krieg
Und die marschierenden Truppen
Sogleich hinfort raffen wie die elendige Pest.
Aber doch beweist er, dass es möglich ist
Zugang zu schaffen,
Menschen Ausgang zu ermöglichen aus
The third zone
Ihrer Abgeschnittenheit
Vom Leben
Von dem auch nur einige glauben,
dass es nicht dort auch stattfindet, auf andre Weise.
70 Jahre später erst gibt es einen Weg
Der zu Fuß den Ort unseres Berges
Verbindet mit
Den Chancen der anderen Seite der Welt,
Denn ein jeder Fluss ist eine Grenze und birgt
herüben eine andere Welt.
15 000 Menschen strömen dann über den Fluß
und werden ein eigener
An jedem Tag.
Mit grausamem Getöse rattert nun der Verkehr
Vorbei an der Veddel
Und lässt zur Ruhe kommen rund um die Uhr
Niemanden mehr. Stetig ausgesetzt dem Gehämmer
An den Ohren, der Luxus der Stille
geopfert dem Krieg
Oder dem Handel, dem Wirtschaften
Nur wiedermal nicht für alle gleich.
Organisation of space ist nicht unpolitisch,
Nicht reine Logistik nur
Ein Mittel zu opfern what is disposable and what is not.
Während ich hier sitze
und zusehe
wie hineinsickert
das Gift
in die Poren
der Erde
in die Zellen
deiner Haut.
Its a splintering occupation.
Characterized by a network of
Fast bypass roads, bridges and tunnels
That weave under one another
in an attempt to maintain.
Exclusivity,
Die das Gegenteil von Zugänglichkeit ist.
Und dieser Gedanke, der passiert schon dem
Autofahrer der hupt
Weil er denkt sie müssen verrückt sein
Hier so einfach über die Straße zu laufen
Diese Irren, diese Wilden
Die, die das nicht tun sollten,
die, die das nicht tun dürfen
Die, die die Straßenverkehrsordnung (wow was für ein deutsches Wortkompendium)
Nicht kennen,
Weil da wo sie herkommen es eine solche nicht gibt,
Denkt er.
Und denkt dass sie doch auf der einen Seite der Straße bleiben sollten. Und
hupt und gestikuliert ganz wild
Aber sie,
Sie gehen nur nach Hause von der Lohnarbeit
Auf dem einzigen Weg
Der offen ist
Zu erreichen ihr home,
Der sie nicht 2,70 kostet für das Ticket
Von ihrem 5 Euro Arbeits„lohn“ ohne Sozialversicherung,
Und überqueren dafür die tödliche Straße,
Die neben dem Lärm
Und den Abgasen
Auch die Wut der Hupen bei ihnen lässt
Und ihnen nimmt bei jedem Überschreiten
Ein bisschen mehr ihrer Würden.
Und was man ihnen wohl noch nehmen könnte
ausser ihrer schlecht bezahlten Arbeitskraft,
die dadurch aber noch wertvoller wird,
Nicht für sie
Aber für uns hier.
Nicht nur für den Unternehmer,
Sondern alle profitieren.
Gesamtgesellschaftlich.
Hier steckt sie die Kontinuität
Des Gedankens und Handelns
Der vielleicht anfing auf den Plantagen
Jedenfalls dort perfektioniert.
Was muss man ihnen nehmen
Um die Zukunft zu schließen
Anstatt sich aufzutun?
Vielleicht ein Wahrzeichen, vielleicht Komfort,
vielleicht the feeling of Zugehörigkeit.
Ihnen nehmen
im Namen der Infrastruktur.
Und hier verfalle ich ins
Sie und Wir
Und so klar scheint zu sein
wer wer ist
Und da wird’s gefährlich
Weil das zementiert
In den Köpfen die Bilder
Die das Gift doch eigentlich zersetzt
Weil das verhärtet die Fronten
Die das Gift doch gleichgültig überquert
Weil das bestätigt ja nur
Das Konstrukt
Welches das Gift im Stande einzubrechen.
Weil das Sie und Wir zusammenfällt im Gift
zum Schuttberg in dem begraben die Leichen von Morgen.
Ich brauch es
Das Gift und seine Geister
Um denken zu können
Dass nicht ich und the other
Sondern how different we are
And how closely tied together.
-Hallo
-Ich kenn dich nicht
-Weil ich aus dir bin.
-
Chimamanda Ngozi Adichie, „The danger of a single story“, https://www.ted.com/talks/chimamanda_ngozi_adichie_the_danger_of_a_single_story ↩
-
Tina Campt hört in ihrem Buch Listening to Images (2017) den Frequenzen des Alltäglichen so genau zu, dass sie die Verstrickungen des staatlichen Kontrollapparats sichtbar macht. ↩
-
Avery Gordon, Ghostly Matter. Haunting and the Sociological Imagination, London, University of Minnesota Press, 2008. ↩
-
Tina Campt, Listening to Images, Durham and London, Duke University Press, 2017. ↩
-
Chimamanda Ngozi Adichie, „The Danger of a Single Story“, op. cit.. ↩
-
David Dibosa, _Exhibiting Embarassment_, 2021, https://www.harun-farocki-institut.org/de/2021/03/01/exhibiting-embarrassment-journal-of-visual-culture-hafi-48/ ↩
-
Mel Y. Chen: Animacies: Biopolitics, Racial Mattering, and Queer Affect, Duke University Press 2012. ↩
-
Autocorrect Word Microsoft Office, 6. Juli 2021. ↩
-
Folgende Überlegungen kommen von Achille Mbembe, und werden bei ihm unter dem Begriff necropolitics diskutiert. Im Griechischen heißt νεκρός (nekrós) „Tote, Leiche“. ↩
-
Und immer wieder Achille Mbembe. ↩
-
Toni Morrison, Playing in the Dark. Whiteness and the Literary Imagination, Harvard University Press, 1992. ↩
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Victor Klemperer hat in seinem linguistischen Werk LTI (Lingua Tertii Imperium) die Neologismen der Nationalsozialisten aufgelistet und untersucht. „Ausmerzen“ etwa war ursprünglich ein landwirtschaftlicher Begriff, aus der Schafzucht kommend. Im März (früher Merz) wurden schwache Schafe vor dem Wiesenaustrieb ausgesondert. 1904 schreibt dann Ernst Rüdin, Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene „Auch beim Mensch war eine scharfe Auslese notwendig damit die Fähigkeiten der höchsten Rassen entstehen und von Dauer sein konnten. Nur durch beständige Ausmerze der körperlich untüchtigen, namentlich aber der intellektuell minderbegabten und der sozial angepassten, nutzlosen oder schädlichen Individuen, also durch ständige Beseitigung schwacher Erbwerte oder minderwertiger generativer Anlagen konnte sich eine bestimmte Rasse im Daseinskampf gegen andere behaupten und zu einer höheren aufschwingen.“ Im Nationalsozialismus wurde „ausmerzen“ dann genau in dieser Bedeutung für Menschen verwendet, woraus Eheverbot, Zwangssterilisation und Vernichtung von Leben gerechtfertigt wurde. ↩
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Im Palais des colonies in Paris ist die Medizin ebenso als Allegorie an die Wand gemalt, wie die Justiz, die Wissenschaft, die Technik…. neben den großen Segelschiffen, die das alles in die Kolonien bringen. Der Palast war 1931 der Eingangspalast der Kolonialausstellung, und beherbergt heute das Migrationsmuseums. Das tropische Aquarium inklusive Krokodilen befindet sich noch immer im Keller. ↩
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Dazu muss angemerkt werden, dass in Berlin gerade ein geschichtsrevisionistisches Stadtschloss „wieder“ aufgebaut wird. Die anhaltende Diskussion ist hier gut zusammengefasst: https://ccwah.info/de/ ↩
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Und immer wieder Achille Mbembe. ↩
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Die Ballinstadt ist ein Lagerkomplex, der von Albert Ballin, einem Hapag Reeder in Hamburg erbaut wurde. Alle Ausreisenden mussten sich dort einem Gesundheitscheck sowie Quarantäne unterziehen. Die Unterbringung war weder kostenlos noch luxuriös, aber in einem Geflecht von staatlichen Verpflichtungen und individuellen Bereicherungsstrategien unumgänglich. ↩
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Judith Butler: Mourning Is a Political Act Amid the Pandemic and Its Disparities ↩